Berufspendler plädiert für den vierspurigen Ausbau der E233
Haselünne. An einem vierspurigen Ausbau der E233 führt kein Weg vorbei, denn die Straße ist dem Verkehrsaufkommen einfach nicht mehr gewachsen. Das ist die Meinung eines Pendlers, der täglich auf der Europastraße zwischen Löningen und Haselünne unterwegs ist.
Täglich fährt Norbert Schlee-Schüler auf der E233. Der 58-Jährige wohnt in Löningen und ist Schulleiter am Kreisgymnasium St. Ursula in Haselünne. Seit 2013 fährt er wochentags die etwa 22 Kilometer lange Strecke. Vor sieben Jahren habe er dafür rund 15 Minuten gebraucht. Heute seien es selten unter 20 Minuten. Als Grund dafür führt Schlee-Schüler den deutlich gestiegenen Lkw-Verkehr an, der die Durchschnittsgeschwindigkeit drastisch verlangsamt habe. Der dichte Verkehr in beiden Richtungen lasse ein sicheres Überholen kaum noch zu. Wäre dann auch noch ein landwirtschaftliches Fahrzeug auf der Strecke unterwegs, würde sich der Verkehr schnell hunderte Meter dahinter stauen. Für den 58-Jährigen gibt es deshalb nur eine sinnvolle und zukunftssichere Lösung: Die E233 muss vierspurig ausgebaut und vom wichtigen und notwendigen Vor-Ort-Verkehr entkoppelt werden, wie man es zum Beispiel in den Niederlanden häufig beobachten kann.
Riskante Überholmanöver
Der jetzige Zustand der Strecke sei dem Verkehrsaufkommen einfach nicht mehr gewachsen. Und die Zahl der Fahrzeuge werde weiter zunehmen, erwartet Schlee-Schüler. Schließlich sei das Emsland weiterhin wirtschaftlich im Wachstum und die Infrastruktur müsse hierbei ebenfalls Schritt halten. Derzeit stelle die E233 für alle Verkehrsteilnehmer ein Risiko dar. Nicht selten beobachte er riskante Überholmanöver oder tiefe Spurrillen in den Grünstreifen neben der Strecke. „Die Leute verlieren die Nerven, wenn sie kilometerlang mit Tempo 60 hinter einem Lkw hinterher kriechen müssen“, sagt der Schulleiter. ˜Ständig muss man abbremsen, wieder beschleunigen und wieder abbremsen. Das ist alles andere als wirtschaftlich.“ Dass dies zu Unfällen führe, sei nicht von der Hand zu weisen. Deshalb hält Schlee-Schüler auch einen dreispurigen statt vierspurigen Ausbau für wenig sinnvoll und noch weniger zukunftssicher.
Verlagerung des Problems
Ein Durchfahrtsverbot für auswärtige Lkw einzuführen, wie es von einigen Ausbau-Gegnern vorgeschlagen wird, hält Schlee-Schüler ebenfalls für keine geeignete Lösung. Das verlagere das Problem nur. Zudem sei die E233 die kürzeste Verbindung zwischen den Seehäfen-Metropolen Rotterdam und Hamburg. Wenn die Lkw nun Umwege fahren müssten, sei der Energieverbrauch deutlich höher. Selbst wenn dies am Ende nur 20 Kilometer mehr wären, kämen bei mehreren 1000 Lastwagen pro Tag alleine an Kraftstoff eine große Menge zusammen. Das sei nicht ökologisch.
Mehr Sicherheit
Den Schaden für die Natur durch den vierspurigen Ausbau hält der 58-Jährige für überschau- und vertretbar. Schließlich baue man größtenteils neben einer bestehenden Straße.
Ausgleichsmaßnahmen für die Natur vor Ort müssten mitgeplant werden. „Eine Verhinderung des Ausbaus der E233 rettet den Planeten nicht“, sagt Schlee-Schüler. Es sei aber ein wichtiger Beitrag für die Sicherheit auf der Strecke. Die Baukosten von derzeit rund 770 Millionen Euro hält der Schulleiter ebenfalls für vertretbar. Umgerechnet auf jedes Fahrzeug, welches dort unterwegs sei, sei dies ein geringer Betrag für eine Investition in die Zukunft und durchweg zu rechtfertigen. Abschließend betont Schlee-Schüler, dass es ihm nicht um seinen eigenen Komfort ginge. Der Nutzen einer sichereren und schnelleren Verbindung würde ihn als Berufspendler wegen der langen Bauzeit wohl kaum noch erreichen. Wichtig wäre ihm Weichen für die Lebensqualität anderer Menschen zu stellen.
Bildunterschrift: Norbert Schlee-Schüler ist ein Befürworter des vierspurigen Ausbaus der E233. Er fährt täglich auf der Straße
Quelle: NOZ, 07.03.2020
Text: Harry de Winter
Foto: Wirtschaftsverband Emsland